„Risse“ und „Jahrtausendwende“
Haben die Menschen kurz vor dem Jahr 1000 tatsächlich daran geglaubt, dass die Welt untergeht? Jedenfalls waren sie erleichtert, als dann doch nichts geschehen ist. Vielleicht war die Angst auch doch nicht so groß gewesen. Sicher war sie zu einem Gutteil um ihrer selbst willen gezüchtet worden; es macht Spaß, aufgeregt zu sein, apokalyptisch zu sein – es weckt die Lebensgeister oder, wie man heute sagt, das Adrenalin. Deshalb fährt man Achterbahn, und auch viele politische Ansichten mögen ihren Grund in dieser lebenspendenden Kraft der Angst haben. Manch einer geht überhaupt nur zur Wahl, weil er Angst hat – um die Atomkraft, den Arbeitsplatz, die Aktien. Leider gehört zu den Folgen solcher Angst auch der Präventionskrieg, also der Krieg, den man aus Angst vor dem Gegner beginnt; er ist besonders verheerend, denn wenn der Gegner nicht wirklich stark wäre, hätte man ihn ja nicht beginnen müssen; der Erste Weltkrieg war ein solcher Präventionskrieg, ein entsetzlicher, apokalyptischer Riss in der Geschichte.
Mitte Juli 2017.