„Christentum“ und „Jugendfußballmannschaften“ (gefunden in der FAZ vom 16.6.17)

Gemeinschaft – das ist das Zauberwort des heutigen Konfirmandenunterrichts. Die Kinder lernen nicht mehr den Katechismus, sondern sie gehen auf in der Zusammengehörigkeit, angeleitet von sogenannten Teamern. Wie anders soll man sie noch gewinnen? Und ist es denn nicht auch erlaubt und geboten? Gehört die Gemeinde, die Abendmahlsgemeinschaft, die Kirchlichkeit nicht zu den essentials des Christentums? Trotzdem – viel ist nicht mehr übriggeblieben von der evangelischen Kirche; das unbedingte Gottvertrauen, die Moralität, die Umgestaltung des ganzen Lebens, die Rechthaberei – alles fast verschwunden, beerbt etwa von den Grünen, die zur Zeit bei 7 Prozent dümpeln. Was einmal eine protestantische Physiognomie war, kann man heute nur noch an dem ehemaligen EKD-Vorsitzenden Wolfgang Huber studieren. Dafür blühen die Freikirchen. Das hat sicher viele Gründe; einer von ihnen mag in der Finanzierung liegen. Der Pfarrer einer Freikirche lebt von Spenden. Wenn aber der Staat die Kirchensteuer eintreibt und verteilt, dann verliert die Kirche die Fühlung mit den Menschen. Es war eine geniale Tat des säkularen Staats: Er hat die Kirchen bestochen und kastriert – ein Teufelspakt, Geld gegen Seele. Einen Laizismus, wie er in Frankreich herrscht, haben wir nicht nötig. Wir müssen die Kirchen nicht unterdrücken, das machen sie schon selber. Aber sie werden auch nicht mehr das Reservoir bilden, aus dem heute noch so viele unserer Eliten kommen. Sie werden nicht mehr das ethische Fundament der öffentlichen Diskussion bilden. Am Ende ist es der Staat, der verliert.