„Bücher“ und „Kosten“
„Macht unsre Bücher billiger!“ rief einst Kurt Tucholsky seinem Verleger zu, und gleich nach dem Krieg machte Rowohlt ernst damit; der Preis der RoRoRo-Taschenbücher wurde mittels Werbung niedriggehalten. Auch politische und intellektuelle Publikationen gab es bald für kleines Geld, und die Cover der Suhrkamp-Taschenbücher verliehen dem Denken Glanz durch Schlichtheit. Wahrscheinlich waren Bücher noch nie so billig, und es wurde auch nie so viel gelesen wie in den ersten Nachkriegsjahrzehnten; nun endlich übte man die Demokratie ein, und das Bildungs- und Studiumsmonopol des alten Bürgertums wurde geknackt durch die Aufstiegswilligen aus allen Schichten. Es gab ja auch einiges zu denken; Anfang der sechziger Jahre erschienen die ersten Bücher von Umberto Eco und Michel Foucault, um nur zwei unsrer Heiligen zu nennen. Und heute? Schenkt man den Apokalyptikern Glauben – für einen Augenblick sei es gestattet – , dann ist das alles vorbei. Der Buchmarkt ist rückläufig, das Internet stiehlt die Lesezeit, Amazon frisst die Margen. Es wird auch – Hand aufs Herz – kein Buch mehr geschrieben, das das Leben so herumwirbelt wie einst „Schuld und Sühne“. Vielleicht greifen auch deshalb manche zum Koran.
Geschrieben am 13.3.2018.